Was ist eine Scheidgut Anstalt?

Wie funktioniert eine Scheidgut Anstalt?

Eine Scheidgut Anstalt, auch als Scheideanstalt oder Affinerie bezeichnet, ist ein industrieller Dienstleister, der sich darauf spezialisiert hat, edelmetallhaltiges Scheidgut, das in verschiedenen Branchen anfällt (beispielsweise in der Elektronikindustie, in der Galvanik, in der Schmuckherstellung und in Dentallabors) aufzukaufen und zu recyclen. Neben dem meist in großen Mengen bezogenen Industriescheidgut kauft eine Scheideanstalt meist auch Edelmetall-Klein- und Kleinstmengen (Schmuck, Platin, Altgold. Zahngold Silber) an, mitunter auch auf dem Postweg, um es zu bewerten und zu recyceln. Die eingehenden Sendungen werden dabei zunächst in einem internen Edelmetall-Prüflabor analysiert, der Kunde erhält dann entsprechend des aktuellen Tagespreises ein Angebot und das Edelmetall wird im Regelfalle anschließend noch mehrere Tage aufbewahrt, falls Rückfragen des Kunden auftreten oder falls er doch nicht verkaufen möchte.

Der Recyclingprozess

Nach Ablauf dieser Aufbewahrungsfrist, der Kunde hat inzwischen einen Scheck erhalten, wird das Scheidgut dem Recyclingprozess innerhalb der Scheideanstalt zugeführt. Hierbei haben sich in Verlaufe der Zeit verschiedenste Verfahren etabliert. Das bekannteste ist die Edelmetallgewinnung aus dem Scheidgut über den Einsatz diverser Säuregemische. Das Scheidgut wird dazu entweder mit sehr heißer und konzentrierter Schwefelsäure behandelt oder mit einer Mischung, die aus 3 Teilen Salzsäure und 1 Teil Salpeter besteht, das sogenannte Königswasser. Die meisten Edelmetalle, wie Platin und Gold lösen sich darin. Aus Gold entsteht beispielsweise Tetrachloridogold(III)-säure und aus Platin Platin(IV)-chlorid. Silber löst sich nicht im Königswasser. Silberscheidgut muss daher auf elektrolytischem Wege, durch das sogenannte Möbius-Verfahren, recycelt. Eine weitere Option zum Recyclingprozess von Silber ist der Einsatz von hochkonzentrierter heißer Salpetersäure, in der sich das Silber üblicherweise löst.

Was geschieht mit dem gewonnenen Edelmetall?

Nachdem die Edelmetalle dann in Lösung gegangen sind, können sie ausgefällt und zu den entsprechenden Edelmetallprodukten weiterverarbeitet werden. Dies sind in der Regel Gold- oder Silberbarren, Gold- oder Silbergranulat, Platindraht, Silberanoden, sogenannte Sputtertargets aus Gold, Silber, Platin oder Palladium oder Halbzeuge. Diese entsprechenden Edelmetallprodukte werden dann durch die Scheideanstalt verkauft und somit dem Wertstoffkreislauf erneut zugeführt. Weltweit existieren über 50 Scheideanstalten. Die bekannteste Einrichtung in Deutschland ist ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG, in Rheinstetten, Baden-Württemberg.